Antstream Arcade

Alte Spiele auf modernen Systemen zu erleben, ist nicht immer möglich und erfordert meist auch technisches Wissen und den Willen zu experimentieren. Letzteres hat zwar irgendwie auch einen gewissen Charme längst vergangener Tage, als wir noch mit AUTOEXEC.BAT und CONFIG.SYS hantierten, doch nicht jeder kann oder mag das tun.

GOG.com bietet deshalb fertig konfigurierte Pakete alter Spiele an, die mit vorkonfigurierter DOSbox oder ScummVM geliefert werden. Das ist ganz nett, beschränkt sich aber auf PC. Einige Firmen wollen am Retrotrend teilhaben und veröffentlichen Sammlungen, Portierungen und Remakes ihrer Klassiker. Die gibt es meist auch für Konsolen. Auch ganz nett. Aber all das muss man erst mal installieren, um spielen zu können.

Nicht so bei Antstream Arcade. Hier braucht man lediglich eine kleine App, mit der man auf Dutzende Spiele zugreifen kann, die dann auf das eigene System gestreamt werden. Die Spiele sind alles Originale, die auf der Plattform emuliert laufen. Es gibt von vielen Spielen auch unterschiedliche Versionen für Heimcomputer, Konsolen und sogar Arcades. So kann man sich ansehen, wie ein Spiel, dass man selbst nur vom C64 her kennt beispielsweise auf dem NES oder MegaDrive ausgesehen hat – ein wahres Erlebnis für Retrofreunde.

Leider bringt Antstream Arcade auch Challenges und Archivements in ihre App. Dinge, die Retrofreunde nicht brauchen und daher eher störend wirken. Klar, das adressiert auch eher den Casual und Mobile Gamer, den diesen Kreis will man sich auch als Kunden erschließen . Wei Netflix oder Game Pass abonniert man den Dienst. Allerdings gibt es auch eine lebenslange Lizenz für knapp 80 €. Die lohnt sich bereits, wenn man den Dienst mehr als zwei Jahre nutzen möchte. Komischerweise schließt man das Abo aber pro System ab. Wer beispielsweise auf der Xbox Zugang erwirbt, kann diesen nicht wie bei Netflix auch auf PC oder Playstation nutzen. Nicht sehr kundenfreundlich.

Wer Antstream Arcade zum ersten Mal betritt denkt, „man ist die App hässlich.“ Doch das ist offenbar so gewollt, soll sie doch den „Charme“ der 80er versprühen. Allerdings kombiniert man das auf Konsolen mit einer Nutzerführung aus der Hölle, die selbst den Teufel verzweifeln lässt. Die Suche nach einem Spiel ist wie russisches Roulette: Treffer sind reiner Zufall. Ist man allerdings doch fündig geworden, dann lässt sich das Spiel schnell und problemlos starten und spielen. Technische Probleme sind mir keine begegnet.

Die Mehrzahl der Spiele stammt aus den 80ern und frühen 90ern. Dabei sind echte Klassiker, aber auch Gurken, die man schon 1985 nicht spielen wollte. Da viele Spiele auch doppelt und dreifach im Katalog auftauchen, wirkt das Angebot üppiger, als es eigentlich ist. Dennoch gibt es genug, um einen mehrere Monate beschäftigt zu halten. Ab und an wird der Katalog auch erweitert, allerdings nicht so regelmäßig wie vergleichsweise beim Game Pass. Dafür bleiben die Spiele auch dauerhaft im Katalog.

Ziemlich neu ist die Amiga-Version von Indiana Jones and the Fate of Atlantis, die ich doch glatt durchgespielt habe. Ich hatte nie einen Amiga, daher war das ein neues Erlebnis für mich. Die Bedienung des Point-and-Click-Adventures von LucasArts geht mit dem Controller einigermaßen gut von der Hand. Klar, damals am PC habe ich es mit der Maus gespielt, was man vermutlich auch am Amiga gemacht hätte. Dafür konnte ich mich gemütlich auf die Couch fletzen – hat halt alles eine Vor- und Nachteile.

Auf dem PC kann man Antstream Arcade ohne App direkt im Browser nutzen. Das scheint besser zu funktionieren, als auf der Konsole. Leider konnte ich das nicht testen, denn das Abo beschränkt sich ja auf die Xbox. Auch gibt es eine Android-Version, die ich schon gerne ausprobiert hätte. Aber auch hier gilt mein Abo nicht.

Antstream Arcade ist eine tolle Idee, die aber an der Art der Umsetzung scheitert. Retrofreunde, wie mich, schreckt die überladene App eher ab und die Limitierung des Abos auf ein System schränkt viel zu stark ein. Da bleibe ich doch lieber bei GOG.com, da habe ich die Spiele auch dauerhaft in meiner Bibliothek.

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