Cattle Country

Wir kennen ja hierzulande nur den Bauernhof. In Amerika war man da etwas spezifischer und hat Farm und Ranch. Wo da der Unterschied liegt? Nun, die Farmer sind das was wir hier als Bauern verstehen würden. Sie haben Felder, die sie bestellen und nebenbei meist noch kleine Tiere wie Hühner, Schafe und Schweine. Der Rancher hingegen hat sich voll und ganz der Viehzucht verschrieben. Sie hatten riesige Herden, ihre Ländereien bearbeiten sich nicht, sie dienen nur zum Grasen für das Vieh. Die Mitarbeiter auf so einer Ranch nannte man Ranchhands bzw. Cowboys (Kuhjungen). Und obwohl die Bezeichnung sehr männlich klingt, gab es aber durchaus auch weibliche Cowboys (als Cowgirl haben sich die aber nicht bezeichnet, dass ist eine modernere Wortschöpfung).

Warum ich euch das erzählen? Nun, in Cattle Country dürfen wir uns selbst als Cowboy oder-girl versuchen und eine Ranch aufbauen. Yiiihaaa! Nein, eigentlich sind wir ja zunächst Farmer, denn wir verdienen uns mit dem Anbau von Gemüse und Obst erstmal ein Grundeinkommen. Mit dem finanzieren wir den Ausbau unserer Behausung und Ländereien. Das dauert und erfordert Geduld. Damit uns nicht langweilig wird, erleben wir auch so nebenbei ein nettes Abenteuer. Da kommt es natürlich auch mal zum Shootout zur Mittagsstunde, was sehr liebevoll animiert und inszeniert wurde.

Aber schon die Anreise per Stagecouch (Postkutsche), auf der wir uns mit dem Fahrer unterhalten, ist fantastisch inszeniert. Optisch haben wir es hier natürlich mit einem Pixelspiel im Stil von RPG-Maker zu tun. Davon gibt es für meinen Geschmack inzwischen deutlich zu viele da draußen, aber kaum eines mit Wild-West-Flair. Die niedliche Optik passt gut zum restlichen Spiel, in dem es für den Wilden Westen schon arg zivilisiert zugeht. Hin und wieder kommen aber mal ein paar Banditen vorbei, um die wir uns dann kümmern müssen. Dann will das liebe Vieh auch mal zum Bauernmarkt getrieben werden. Nach der Anstrengung kann man sich dort dann mit Hot Dogs und Hamburgern den Bauch vollschlagen, obwohl es beides im Wilden Westen noch nicht gab. Oder man schwingt das Tanzbein um den Ladies/Boys zu gefallen.

Was ich bisher nicht erwähnt habe: vor dem Spielstart dürfen wir unseren Charakter in einem Baukasten rudimentär an unsere Vorstellungen anpassen. Dabei bekommt man mehr Optionen geboten, als die Optik auf den ersten Blick vermuten lassen würde. Bei der Anrede können wir zwischen Mr, Ms und Mx wählen. Letzteres gab es natürlich im Wilden Westen auch noch nicht. Damals war man von Diversität soweit entfernt, wie die Sonne von der Erde.

Das alles ist ziemlich nett inszeniert und Cattle Country zieht alle Register. Man merkt die technischen Limitationen aber doch. Was mich angenehm überrascht hat, ist die Sprachausgabe, die man im Intro geboten bekommt. Sie ist aber leider auf den Einleitungstext beschränkt. Schon der bereits erwähnte Dialog mit dem Kutscher muss man selber lesen. Leider hat es auch dieses Piepsen und Pupsen was man bei der Animation des Textes hört und Sprache simulieren soll. Bei mir stimuliert es nur den Nervfaktor – und zwar ordentlich! Wann lernen Entwickler, dass wir das schon anno 1980 als Blödsinn identifiziert haben?!

Auch die Ambience aus Vögel zwitschern und Grillen zirpen ist aufs Erste schön und passend, aber dann doch viel zu intensiv. In der Natur klingt das nicht so! Gerade in den Wäldern ist es eher ruhig, da hört man nur ab und an mal etwas. Musik bekommt man nur spärlich geboten und sie ist auch erfreulich stimmig und weit weg vom Fahrstuhlgedudel anderer Spiele dieser Art. Ich habe nach der ersten Stunde das Spiel stumm geschaltet und lieber einen Podcast gehört. Gerade bei den doch sehr repetitiven Spielmechaniken der Landwirtschaft, kann man da gut auch andere Dinge nebenbei konsumieren.

Gespielt haben wir hauptsächlich auf der Xbox. Da wir aber auch einen Steam-Key bekamen, haben wir natürlich kurz am PC angespielt und auch mal auf dem ROG Ally getestet. Auf der Konsole und dem ROG Ally mit Controller geht es einen Tick umständlicher, als auf dem PC mit Maus und Tastatur. Ansonsten gibt es technisch aber keine Unterschiede. Es läuft wohl auch auf dem Steam Deck problemlos. Für alle Handhelds gilt aber, dass die eh schon viel zu putzige Pixelgrafik auf den kleinen Bildschirmen deutlich schwerer auszumachen ist und gerade auch der Text zu klein werden kann. Letzteres gilt übrigens auch für die Konsole im Wohnzimmer, denn da sitzt man ja deutlich weiter weg vom Fernseher. Diese Wahrnehmung ist natürlich bei uns auch altersbedingt, sollte aber eigentlich schon bei der Spielentwicklung berücksichtigt werden…

Meine Meinung

Cattle Country hat ein paar Schwächen, über die man sich im klaren sein sollte. Wenn man sich an denen nicht weiter stört, dann kann man mit dem WildWest-Farming seinen Spass haben. Zumindest das Stetting ist ja mal eine erfreuliche Abwechslung zum Einerlei anderer Spiele dieser Art. Also, seht euch Cattle Country wenigstens mal an. Auf Steam konnten wir die Demo zwar nicht mehr finden, auf der Xbox ist sie aber weiterhin verfügbar.

Cattle CountryFarming/Action-Adventure
Entwickler:Castle Pixel
Vertrieb:Playtonic Friends
Systeme:PC, PS5, Switch, Xbox Series X|S
Preis:19,99 € (nur digital)
Link:Steam, Xbox Store
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