Evercade: Alte Spiele erleben

Die Anfänge der Computer- und Videspiele kenne ich nur von Erzählungen und Dokumentationen. Erleben durfte ich sie nicht. Das ändert sich nun aber schlagartig, denn seit ein paar Tagen liegt ein Evercade EXP auf meinem Schreibtisch. Das ist ein Handheld von Blaze Entertainment aus dem Vereinigten Königreich, welches alte Spiele wieder ohne mühsames Herumgefrickel mit Emulatoren oder alter Hardware erlebbar macht. Damit es auch gleich losgeht, hat man eine Handvoll Klassiker von Capcom direkt fest ins Gerät integriert. Weitere Spiele gelangen über einen Modulschacht in die tragbare Spielekiste. Ein solches, mit Spielen von IREM liegt auch direkt bei. Weitere kauft man für rund 20 Euro. Neue Module erscheinen monatlich.

Wer mag, der kann das Handheld über einen Mini-HDMI-Anschluss auch mit dem Fernseher verbinden und dann die Spiele in 720p auf dem großen Schirm in voller Pixelpracht genießen. Leider fehlt ein entsprechender Adapter in der Schachtel. Ebenfals fehlte ein Adapter für die Steckdose. Ein USB-Kabel zum Aufladen lag bei, ist aber leider ein wenig kurz geraten. Aber das ist wohl nicht weiter tragisch, denn sowas hat man ja in aller Regel bereits mehrfach im Haushalt.

Das Gerät selbst ist gut verarbeitet und macht einen stabilen Eindruck. Der Bildschirm ist ordentlich, hat aber bei direkter Sonneneinstrahlung Probleme. Somit sollte man sich also ein schattiges Plätzchen im Freien suchen, wenn man seine Augen schonen möchte. Nebem dem Steuerkreuz finden sich zwei Knöpfe. Die ermöglichen es, das Handheld auch Hochkant zu verwenden. Profis nennen das wohl Tate-Modus. Dieser wurde gerne bei den Arcade-Automaten verwendet, in dem man den Bildschirm einfach um 90° gedreht eingebaut hat. So konnte man bei Top-Down-Scrollern ein größeres Blickfeld ermöglichen. Das Evercade EXP macht dies nun auch erstmals möglich. Einige der mitgelieferten Spiele machen davon auch direkt gebrauch.

Der Star ist aber nicht das Handheld, sondern die Erweiterbarkeit mit Modulen. Die werden in Plastikbox mit gedrucktem Handbuch geliefert, sind also durchaus auch zum Sammeln/fürs Wohnzimmerregal geeignet. Dabei handelt es sich meist um Sammlungen, die mehrere Spiele beinhalten. Die sind entweder thematisch (Duke Nukem Collection) oder nach Hersteller zusammengestellt. Man gibt sich bei Blaze viel Mühe mit Auswahl und Anpassung der Spiele für das Evercade. Allerdings sind auch einige Module eher mangehaft, sei es durch die ausgewählten Fassungen oder das Fehlen essenzieller Varianten von Spielen. Das kann man angesichts des moderaten Preises aber wohl verschmerzen.

Besonders schön ist es aber, dass da nicht nur alte Spiele neu aufgelegt werden, sondern die Plattform grundsätzlich auch für Neuentwicklungen offen ist. So erscheinen auch Module mit Indiespielen, die dann direkt auf die Hardware zugeschnitten sind. Besonders die Homebrew-Szene hat das Potential schon für sich entdeckt.

Die Evercade EXP besitzt auch WLAN für den Internetempfang. Primär erreichen damit Systemupdates das Handheld. Einmal im Monat kann man sich aber auch ein Spiel zeitbeschränkt kostenlos herunterladen. Keine Demo, nein das komplette Spiel. Dafür braucht es weder Abo noch sonst eine Mitgliedschaft. Wirklich nett, so ein Mehrwert für die Kunden. Ist heute ja eher eine Ausnahme.

Regulär kostet die Evercade EXP knapp 150 Euro, ist aber vielerorts auch günstiger zu haben. Wer das nicht ausgeben will und ohnehin viel lieber zu Hause am Fernseher spielt, der greift zur Evercade VS. Dei dieser handelt es sich um die stationäre Variante. Die kommt mit kabelgebundenen Controllern und zwei Modulschächten und erlaubt auch das Spielen mit Freunden. In gewisser Weise deckt sie also einen völlig anderen Anwendungszweck ab. Sie ist ab 100 Euro zu haben und es liegen auch direkt zwei Spielesammlungen bei.

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