Die Pixelspieler

Die Chronicles of the Moorwakker sind ein Text-Adventure von Jupp, einem deutschen Solo-Entwickler. Er erzählt uns eine Geschichte, die im Emsland des 13. Jahrhunderts spielt. Sie basiert auf den Aufzeichnungen des Missionars Kristian Urjan (1219-1255). Dieser stieß im Sommer 1254 auf einen mysteriösen Einsiedler im Moor bei Haaren und diese Begegnung lies ihn am seiner Frömmigkeit zweifeln. Mehr zur Vorgeschichte kann man im Handbuch des Spiels lesen, denn natürlich hat ein echtes Retrospiel ein solches zu bieten.

Tatsächlich Jupp sogar eine gute alte Big Box des Spiels angeboten. Die ist inzwischen zwar vergriffen, ich konnte mir aber noch ein Exemplar sichern und sie hat inzwischen einen Ehrenplatz in meinem Regal gefunden. Darin waren Neben dem Spiel auf einem USB-Stick und einer 3 1/2″-Diskette, ein zweisprachiges Handbuch, Verbotenes Wissen (Leitfaden der Spielmechaniken), eine Karte und ein Säckchen mit Münzen (1 Taler, 2 Pfennige). Das ganze steckt in einer schicken Schiebebox. Alles extrem hochwertig, da kann man echt nicht meckern!

Aber zurück zum Spiel. Das kann man sich kostenlos bei itch.io herunterladen oder direkt im Browser spielen. Damit läuft es auf wirklich jedem Endgerät. Ich habe es spaßeshalber mal auf der Xbox im Browser gespielt. Klappt wunderbar. Möglich macht das der Verzicht auf einen klassischen Textparser. Stattdessen wählt man seine Aktion am Ende des Abschnitts mit einem Mausklick aus. Das ist komfortabler und man muss sich seine möglichen Handlungen auch nicht mühsam aus dem Text erschließen.

Das Spiel bietet auch viele Rollenspielelemente und sogar dynamische Kämpfe, die rundenweise ausgetragen werden. In den meisten alten Text-Adventures waren Auseinandersetzungen immer auf ein, zwei Wegen lösbar. Das war ein Zugeständnis an die beschränkten Möglichkeiten der Heimcomputer. Deshalb beschränkte man sich auch auf Text. Später kamen dann auch Grafiken hinzu, die meist wenige wichtige Szenen illustrierten. Sie blieben aber optional und man kannte dem Spiel alleine durch den Text folgen. Bei Kenam Moorwak ist das ähnlich. Es gibt zwar zahlreiche Bilder, die lassen sich auf Wunsch auch durch eine Bildbeschreibung ersetzten. So kann das Spiel auch mit Sehbehinderung spielen. Vorbildlich, da könnte sich so manche AAA-Produktion ein Beispiel dran nehmen.

Von der eigentlichen Geschichte verrate ich natürlich an dieser Stelle nichts, denn die ist ja der Hauptgrund, warum man Kenam Moorwak unbedingt selbst spielen sollte. Das geht problemlos in Deutsch und Englisch, denn das Spiel ist komplett bilingual. Es bietet auch drei Schwierigkeitsstufen, die Jupp nach Jahreszahl sortiert: 2004 (leicht), 1993 (mittel) und 1987 (schwer). Dabei ist schwer was für Alte Säcke, junges Gemüse wählt lieber einem Jahrgang, der näher am eigen liegt.

Meine Meinung

Absolut spielenswert! Aber ich bin ja auch mit den Infocom-Abenteuern groß geworden. Die waren aber bei weitem nicht so komfortabel und erzählen auch keine Geschichte aus der Nachbarschaft. Auch wenn ihr bislang vor Text-Adventures eher zurückgeschreckt seid, solltet ihr Kenam Moorwak – Chronicles of the Moorwakker mal eine Chance geben. Das Spiel ist ja kostenlos erhältlich, ihr geht also überhaupt kein Risiko ein!