Atomfall

Postapokalypse einmal anders. Statt durch sandiges Ödland streifen wir hier durch grüne Täler und Wälder. Wir befinden uns irgendwo in Nordengland, wo man eine geheime, atomare Forschungseinrichtung gebaut hat. Ihr ahnt es bereits: die Wissenschaft geriet aus den Fugen und die Einrichtung ist ihnen um die Ohren geflogen. Also hat man schnell das Gebiet unter Quarantäne gestellt und vom Rest des Landes abgeschottet. Wer sich darin befand, ist seitdem dort eingeschlossen. Das betrifft nicht nur die Zivilbevölkerung der Gegend, sondern auch die militärischen Truppen, die ursprünglich die Einrichtung sichern sollten. Abgeschnitten vom Oberkommando haben sie das einzige Dorf in der Gegend besetzt und zur Festung ausgebaut.

Wir werden zu Spielbeginn von einem verwundeten Wissenschaftlicher in einem Bunker geweckt. Wer wir sind, was wir hier machen und woher wir eigentlich kommen? Unbekannt, denn unser Gedächtnis ist löchriger als Schweizer Käse. Wir haben keinen Namen und kein Gesicht, denn wir spielen aus der Egoperspektive. Zudem bleiben wir auch komplett stumm. Es ist nicht mal klar ob wir Mann, Frau oder Marsianer sind – und das spielt eigentlich auch keine Rolle.

Atomfall ist ein Action-Adventure mit Survival- und Rollenspielelementen. So besitzen wir ein „realistisches“ Inventar mit wenig Platz. Wir haben Platz für vier Langwaffen und 12 andere Gegenstände. Für Taschenlampe und Metalldetektor gibt es spezielle Plätze. Sie nehmen also nichts vom Platz weg den wir haben. Somit müssen wir also gut überlegen, was wir mitnehmen. Einige Dinge, wie Bandagen, Sprengsätze und Stärke-Tränke, lassen sich jederzeit unterwegs und bei Bedarf herstellen. Die dafür notwendigen Materialien nehmen keinen Raum im Inventar ein und können in großen Mengen mitgeführt werden.

Damit man diese Dinge herstellen kann, muss man vorher aber entsprechende Anleitungen finden und lernen. Ähnliches gilt auch für Fertigkeiten. Die schalten wir nicht durch Erfahrungspunkte frei, sondern durch entsprechende Artefakte, die wir in der Welt finden. Außerdem müssen wir eine uns auch erst durch die Lektüre eines Buches aneignen. Auch die findet man in der Welt oder bei einem Händler.

Dort kann man sie dann gegen nicht mehr benötigte Ausrüstung eintauschen. Geld ist in der Zone nämlich wertlos. Hier werden nur nützliche Gegenstände eingetauscht. Dabei favorisieren manche Händler einige Dinge, was ihnen einen größeren Wert gibt. Umgekehrt lehnen sie aber manchmal auch Dinge ab, was den Wert dann reduziert. Das wird im Handelsdialog durch grüne bzw. rote Markierungen signalisiert. Der Schwerpunkt des Spiels liegt auf der freien Erkundung. Hier und da findet man Notizen oder bekommt Hinweise von Gesprächspartnern. Außerdem gibt es da die roten Telefonzellen, die manchmal klingeln…

Im unserem Notizbuch tragen wir diese Informationen zusammen und so ergibt sich nach und nach ein Bild von dem, was hier eigentlich passiert ist und welche Rolle wir dabei spielen. Die Spielwelt ist nicht offen, sondern in unterschiedliche Areale geteilt. Zwischen ihnen gibt es aber meist mehr als eine Verbindung. Wer diese findet, erspart sich manchen Umweg und lange Wanderungen, denn eine Schnellreisefunktion gibt es nicht. Auch (funktionsfähige) Fahrzeuge oder Reittiere gibt es keine. Man ist als strikt auf seine Beine angewiesen.

Kämpfen kann man oft aus dem Weg gehen, wenn man gut im Schleichen ist. Das macht Sinn, denn der Munitionsvorrat den wir mitführen können, ist ebenfalls stark begrenzt. Zudem laden die meisten Waffen langsam und haben oft kein großes Magazin. Deshalb empfiehlt es sich auch immer einen Knüppel oder ein Messer zur Hand zu haben, denn diese verbrauchen keine Munition – und machen auch keinen Lärm.

Kommen wir zur Technik. Die Landschaften sehen beeindruckend aus. Den Charakteren sind man aber an, dass wir es hier nicht mit einen AAA-Spiel zu tun haben. Mich hat das überhaupt nicht gestört, denn insgesamt sieht alles stimmig und atmosphärisch aus. Dazu trägt auch die tolle Vertonung bei, denn man hat auch englische Sprecher engagiert, die ihren Dialekt voll ausleben. Ich finde das klasse und habe kein Problem die zu verstehen. Ich könnte mir aber denken, dass da manch einer mit Schul-Englisch seine Schwierigkeit hat. Man kann sich aber jederzeit Untertitel anzeigen lassen, die das Problem beheben.
Rebellion hat die Unsitte von Microsoft übernommen, die Sprache nicht vom Spieler direkt im Spiel auswählen zu lassen, sondern sich an der des Systems zu orientieren. Das ist großer Mist, denn so kann ich nicht mal eben schnell auf eine andere Sprache umschalten. Auch kann so auch keine Kombination aus einer Sprache und Untertitel einer anderen verwenden, weil die Systemeinstellungen das nicht vorsehen. Ansonsten bietet man aber viele Optionen an, die die Zugänglichkeit im Spiel verbessern. Warum dann ausgerechnet die Spracheinstellungen ausgespart werden, ist mir ein Rätsel.

Ich habe Atomfall nur auf meiner Xbox Series X gespielt und daher ausschließlich den Controller zur Eingabe verwendet. Das funktioniert auch sehr gut und ich hatte nie das Gefühl hier eine Alternative zu brauchen. Klar, PC-Spieler schreien wohl laut nach Maus und Tastatur. Das funktioniert wohl auch, wurde aber von mir nicht ausprobiert.

Beim Spielen sind mir keine größeren Fehler aufgefallen und ich hatte auch keine Abstürze zu verzeichnen. Allerdings ist hin und wieder mal der Ton ausgefallen. Dann habe ich gespeichert, das Spiel beendet und neu gestartet, was das Problem immer behoben hat. Da der Vorabversion ja noch der Day-1-Patch fehlt, denke ich dass der das Problem beheben wird. Das ist schließlich zu offensichtlich, als wäre dies den Entwicklern im Betatest entgangen.

Meine Meinung

Atomfall ist ein tolles Spielerlebnis und in jedem Fall eine Empfehlung wert. Hier und da gäbe es zwar Raum für Verbesserungen, aber das ist Kritik auf hohem Niveau. Stellt sich nur die Frage, wen man das Spiel empfiehlt. Ballermännern dürfte es zu wenig Action geben. Überlebenskünstler stören sich daran, dass man nicht Essen und Trinken muss. Ja und Rollenspielern dürfte es zu wenig Charakterentwicklung geben. Wer aber allem ein bisschen was abgewinnen kann, der dürfte mit Atomfall seinen Spaß haben!

AtomfallAction-Adventure
Entwickler:Rebellion
Vertrieb:Rebellion
Systeme:PC, Xbox One, Xbox Series X|S
Preis:49,99 € – 83,99 € (digital; im Game Pass)
Link:Steam, Xbox Store

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