Obsidian Entertainment und Microsoft Game Studios veröffentlichten mit Pentiment ein sehr ungewöhnliches Spiel. Das geht beim Schauplatz los (wir befinden uns im mittelalterlichen Oberbayern im frei erfundenen Dorf Tassing) und scheint beim Grafikstil (eine Mischung aus Scherenschnitt und mittelalterlichem Gemälde) zu enden. Ja, Pentiment ist sicherlich kein Spiel für die Massen, aber umso spielenswerter für alle, die mal eine neue Erfahrung machen wollen.
Als Spieler übernehmen wir die Rolle von Andreas Maler, einem Künstler, der im örtlichen Kloster arbeitet. Just dort wird er in einem Mord verwickelt, dessen Aufklärung fortan unser Ziel ist. Zuvor dürfen wir unseren Charakter im Rahmen von Gesprächen formen. So wählen wir die Hintergrundgeschichte von Andreas und daraus leiten sich dann spezielle Fähigkeiten ab, wie z. B. Kenntnisse diverser Sprachen oder ein charismatisches Auftreten. Entsprechend reagiert Meister Andreas dann auf Ereignisse und Leute anders. Da es aber immer mehr als eine Lösung für ein Problem gibt, manövriert man sich in keine Sackgassen. Zudem steigert das auch den Wiederspielwert, denn alles was wir tun, hat Konsequenzen – mal mehr, mal weniger direkt. Das ganze Spiel läuft über Dialoge und Texte, was einen stark an Visual Novels erinnert. Allerdings hat man deutlich mehr Freiheiten, als in diesem Genre üblich. So kann man Tassing und das Kloster quasi frei erkunden. Auch gibt es einen rudimentären Tagesablauf, der ebenfalls Auswirkungen auf die Dorfbevölkerung hat. So sind diese tagsüber auf dem Feld oder in der Schmiede, abends dann in ihren Häusern oder der Taverne anzutreffen. Zu bestimmten Zeiten muss Andreas sich auch mal den Magen füllen. Da er das aber ungerne alleine tut, sucht man dann immer den einen oder anderen, mit dem man die Mahlzeit teilt. In den dabei entstehenden Gesprächen erfährt man ab und an auch etwas, das zur Klärung des Verbrechens beitragen kann.
Pentiment ist rein textbasierend. Es gibt keine Sprachausgabe, was die Wahl der Schriftarten besonders wichtigmacht. Da hat man zum Spielstart zwei Optionen. Altmodische und verschnörkelte Schriften, die gut zur Atmosphäre passen, aber recht schwer zu lesen sind. Die zweite Wahl eliminiert einige der besonders verspielten Schriften, ist aber aus größerer Distanz genauso schlecht zu lesen. Hier würde ich mir eine nun-serife Schriftart und eine bessere Vergrößerung wünschen, denn wer im Wohnzimmer mit deutlichem Abstand von Bildschirm spielt, den strengt das Lesen Zusehens an. Am PC hat man diese Probleme freilich nicht, genauso wie auf dem Tablet, denn Pentiment kann auch via Cloud und Game Pass auf solche Endgeräte gestreamt werden.
Die Atmosphäre des Spiels wird aber nicht ausschließlich über den Grafikstil und die malerischen Bilder transportiert. Entsprechend des aktuellen Aufenthaltsorts gibt es auch eine meist dezente, aber immer stimmungsvolle akustische Untermalung. Trotz des Umstandes, dass das Spiel in meiner oberbayerischen Heimat spielt, habe ich es auf Englisch gespielt. Ich spiele ja immer in Originalsprache und da die Entwickler nun mal von jenseits des großen Teichs stammen, ist das halt Englisch. Aber selbstverständlich kann man auch in Deutsch oder einer der anderen unterstützten Sprachen lesen. Natürlich habe ich mir die deutsche Übersetzung angesehen. Die geht schon in Ordnung, ist aber halt modernes Hochdeutsch und nicht Altbayerisch, was etwas schade ist…
Meine Meinung
Mich hat Pentiment echt extrem begeistert und ich werde es wohl auch in den kommenden Wochen noch durchspielen. Mir ist aber auch klar, dass das wohl nicht für die breite Masse gilt. Pentiment ist einfach in viel zu vielen Aspekten anders. Aber genau das macht es auch so gut. Es ist extrem schön, dass man bei Microsoft inzwischen auch solchen Herzensprojekten eine Chance gibt. Wer den Game Pass besitzt und offen für neue Spielerfahrungen ist, der sollte auf alle Fälle mal ein, zwei Stündchen reinspielen. Es lohnt sich.
Entwickler: | Obsidian Entertainment |
Publisher: | Microsoft Game Studios |
Systeme: | PC, Xbox One, Xbox Series X/S |
Preis: | 19,99 € (im GamePass enthalten) |
Link: | Pentiment im Microsoft Store |
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