Der DCP 2025: eine Show über die man reden muss

Am 14. Mai 2025 fand in Berlin die alljährliche Verleihung des Deutschen Computerspiel Preises statt. Diese schon immer pompöse und sehr politische Veranstaltung versuche ich eigentlich zu ignorieren. Doch diesmal komme ich nicht darum ein paar Zeilen zu tippen. Warum? Es gibt einfach zu viel, dass nicht länger ignoriert werden kann und darf.

Das beginnt schon bei der Wahl des Veranstaltungsort. Dafür wählte man die Ehrenhalle, einen Nazi-Prunkbau aus den 1930er Jahren. In Zeiten wo Nazis und Faschismus wieder erstarken, sicherlich ein Zeichen in die falsche Richtung! Und es ist ja auch nicht so, als gäbe es in Berlin keine anderen Orte für so eine Veranstaltung.

Kritik muss man auch generell an der Veranstaltung üben, warum man immer noch krampfhaft „betriebsfremde“ Menschen da auf die Bühne stellt. Gemeint sind Moderatoren und Laudatoren, die mit der Branche überhaupt nichts zu tun haben. Offenbar ist man der Meinung, wenn man da nicht mindestens einen Promi und Politiker auf die Bühne stellt, dann verliert der DCP an Attraktivität. Sorry, aber umgekehrt wird ein Schuh daraus!

Das diese Damen und Herren dann bei der Wortwahl nicht nur einmal kräftig ins Klo gegriffen haben, dürfte keinen mehr verwundern. Schön, wenn denen dann durch die Gewinnerinnen und Gewinner Paroli geboten wurde. Die trauten sich aber auch Mißstände in der Branche anzusprechen und sogar mit dem Fingerzeig ins Publikum so manch einen bloß zu stellen. Denn wer das nicht mit Applaus würdigte, hat sich selbst direkt als eben jener „weiße Mann“ entlarvt. Erschreckend, wie viele das waren!

Gerne zeigt man ja auf die Spielebranche in den USA/Kanada, wenn man von miesen Arbeitsbedingungen, Missbrauch, Mobbing und anderen unschönen Dingen spricht. Doch vielleicht sollte man da mehr vor der eigenen Haustüre kehren, denn auch in Deutschland/Europa scheinen diese unschönen Praktiken leider zur Branche zu gehören. Freilich gibt es da Ausnahmen. Allerdings sind das wohl weniger, als ich gedacht hätte. Als positiver Mensch glaubt man ja an das Gute, aber die Spieleindustrie ist schon lange von den Sith unterwandert und zur dunklen Seite bekehrt worden.

Als Spieler kann man da wenig dran ändern. Man könnte freilich den Kauf von Spielen verweigern, die unter solch miesen Bedingungen entstanden, aber damit trifft man ja auch die, die darunter zu leiden hatten. Die sind nämlich auch die ersten, die bei miesen Verkäufen auf der Strecke bleiben und vor die Türe gesetzt werden. Mit seiner aktiven Kaufverweigerung würde man sich da ja dann sogar mitschuldig machen, wenn diese Opfer auf der Straße landen. Das ist also keine Lösung…

Die muss aus der Branche kommen und in erster Linie auch von solchen Veranstaltungen wie dem DCP. Da hat man dieses Jahr aber auf ganzer Linie versagt!

Um aber auch ein paar positive Worte zu verlieren, gratuliere ich natürlich allen Preisträgern und Nominierten herzlich. Ihr seid die Held(inn)en, die uns unzählige Stunden Spielspaß, Kurzweil und Unterhaltung geliefert haben. Dafür kann man euch nicht oft genug danken. Sicherlich sorgt das eine oder andere Preisgeld auch dafür, dass ihr uns mehr davon bieten und vielleicht auch etwas ruhiger schlafen könnt. Zumindest damit kann der DCP dann punkten…

Fediverse-Reaktionen
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2 Antworten zu „Der DCP 2025: eine Show über die man reden muss“
  1. Avatar von Rob aka Poly

    Ich schaue mir den DCP u.a. aus den genannten Gründen schon lange nicht mehr an. Leider ist das ja nicht nur bei uns so. Ob DCP, Game Awards oder BAFTAs, so wirklich rundherum gelungene Preisverleihungen scheint es in der Branche ja generell nicht zu geben, oder? Gibt natürlich noch so winzige Nischen-Events wie die AMAZE oder DEBUG Awards, aber das zählt ja schon aufgrund des „Impacts“ nicht wirklich.

    1. Avatar von LordJohn75

      Auf der GG Bavaria wurden ja auch Awards verliehen. Die wurden aber durch Branchenvertreter und das Publikum vergeben. Da musste man dann auch einen Politiker auf die Bühne holen, damit das „Impact“ hat. Doch die Gewinner haben sich über die Anerkennung, die die Preise bedeuten gefreut, nicht etwas weil sie für fünf Minuten im Rampenlicht standen. Ihnen war wichtiger, dass die Preise von den Leuten vor Ort vergeben wurde, die von Spielen eine Ahnung haben und sie schätzen..

      Bei den großen Awards geht es auch weniger um die Auszeichnung/Würdigung, sondern um das damit verbundene Preisgeld, dass man vor allem im Deutschland oft braucht, um mit seinem Studio überleben zu können. Und das zeigt nur wieder einmal, wie kaputt die Branche eigentlich ist. Hätte ich eigentlich noch in den Artikel schreiben sollen…

      Man sollte also dich Wirkung der „kleine“ Auszeichnungen von AMAZE, DEBUG, GG Bavaria etc. nicht unterschätzen. Sie mögen vielleicht nicht die Wirkung bei den Medien haben, aber bei den Personen, die die Spiele machen, erreichen sie viel, viel mehr.

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