Klassische Point & Click Adventures haben schon lange nicht mehr den Stellenwert, den sie in den 80ern und 90ern genossen haben. Aber es gibt sie immer noch. Daedalic Entertainment hat mit Life of Delta kürzlich einen weiteren Vertreter veröffentlicht, den ich mir etwas genauer angesehen habe. Doch bevor wir uns ins Abenteuer stürzen, sei noch der Hinweis angebracht, dass ich das Spiel vom Publisher in Form eines Review-Keys kostenlos erhalten habe. Freilich hat dies keine Auswirkungen darauf, wie ich über das Spiel berichte. Als höflicher Mensch sende ich aber ein aufrichtiges „Dankeschön“ nach Hamburg.
Life of Delta spielt in einer dystopischen Welt. Im Intro sehen wir Bomber über eine Stadt fliegen und anschließend können wir Explosionen und Zerstörung sehen. Warum und wieso das passiert ist, bleibt zunächst unklar. Es scheint sich aber um eine Invasion zu handeln, denn Rhino-Aliens klopfen schließlich an die Türe. Ach ja, und die Bevölkerung unser Welt sind Roboter. Unser Abenteuer spielt also nicht auf unserem Planeten, sondern in einer Galaxie weit, weit entfernt.
Etwas verwirrt hat mich aber der erwähnte Bomber. Der sieht einem amerikanischen B-2 Stealth Bomber zum verwechseln ähnlich. Die Rhino-Aliens könnten wiederum einer Folge von Doctor Who entsprungen sein. Das scheint ein Fall von „lieber gut geklaut, als schlecht selber gemacht“ zu sein.
Life of Delta ist also etwas abgedreht. Das spiegelt sich auch in den Rätseln wieder. So bin ich schon am allerersten hoffnungslos gescheitert. Nicht das es zu schwer gewesen wäre, aber das Spiel erklärt einem überhaupt nicht, was man da eigentlich tun soll. Das Scheitern liegt also nicht an der eigenen Inkompetenz, sondern bei den Entwicklern, die annehmen, man würde das schon irgendwie kapieren. Wenigstens haben sie nach einem Dutzend Fehlversuchen einen „Skip“-Button eingebaut. Trotzdem ist das natürlich ziemlich frustrierend.
Frustriert hat mich auch, dass das Spiel auf Konsole (zumindest auf Xbox, wo ich es spiele) keine Maus-Unterstützung mitbringt. So muss man den Cursor mit dem Analogstick bewegen, was langsam und unpräzise ist. Mir ist schon klar, dass die Maus auf Konsole kein Standardeingabegerät ist, wie auf dem PC. Aber ist es so schwer diese Option anzubieten? Gerade Adventures und Strategiespiele würden davon profitieren. Aber vielleicht liegt das auch nur an mir und der Tatsache, dass ich Ex-PC-Spieler bin (und meine Konsole auf dem Schreibtisch und nicht im Wohnzimmer steht).
Aber zurück zum Spiel. Life of Delta erzählt viel, was der Spieler aber gefälligst selbst lesen soll, denn natürlich sprechen die Roboter und Aliens keine irdisch bekannte Sprache. Äh, warum kann ich aber dann den Text lesen, warum ist der in Deutsch?! Nun, ganz einfach: der Entwickler hat die Vertonung schlicht gescheut – sei es aus Faulheit oder Kostengründen. Macht letztlich keinen Unterschied und Life ist Delta damit auch deutlich unzugänglicher. Ich hatte kein Problem die Texte zu lesen, im Wohnzimmer auf dem deutlich weiter entfernten Fernseher kann das aber durchaus anstrengend sein. Auch das reduziert die Zugänglichkeit.
Andererseits hat Life of Delta durchaus seine Stärken. Die Geschichte entfaltet sich langsam und ist durchaus spannend erzählt. Der Grafikstil hat mir außerordentlich gut gefallen und die Inszenierung ist stimmig. Die Geräusche sind dagegen eher minimalistisch, was aber in einem Adventure nicht weiter störend ist. Die Musikuntermalung ist dezent, kann sich aber hören lassen. Normalerweise stelle ich das Hintergrund-Gedudel recht schnell aus, bei Life of Delta habe ich diesen Drang aber nicht verspürt.
Eingangs habe ich ja ganz schön gemeckert und viel auszusetzen. Aber eigentlich ist Life of Delta ein nettes und unterhaltsames Adventure. Wer das Genre mag, der sollte ruhig mal einen oder mehrere Blicke darauf werfen.
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