Ich bin ein Trekkie. Aufgewachsen mit Kirk, Picard & Co. Da muss ich eigentlich doch alle Spiele auf denen Star Trek drauf steht suchten. Nein, muss man nicht. 90% aller dieser Spiele sind nämlich großer Lizenzschrott. Die wenigen guten Spiele lassen sich quasi an einer Hand abzählen, wobei die beiden Interplay-Adventures noch heute die Krönung der Versoftung vom Raumschiff Enterprise sind.
Letztes Jahr kam irgendwann Star Trek: Resurgence heraus und niemand wollte es spielen. Das lag einerseits am Zustand des Spiels (ziemlich fehlerhaft), anderseits an der schieren Menge an Spielen, die 2023 gespielt werden wollten. Mich schreckte auch das Genre ab, denn es handelt sich um Telltale-artiges interaktives Abenteuer mit Quick-Time-Events.
Man erlebt die Geschichte, die im 24. Jahrhundert angesiedelt ist, aus Sicht zweier Crew-Mitglieder der USS Resolute, einem Forschungsschiff der Centaur-Klasse. Die Erste Offizierin Commander Jara Rydek kommt als Ersatz kurz vor der Mission an Board und muss sich bei der durch einen Unfall zusammengeschweißten Mannschaft beweisen. Petty Officer Carter Diaz ist Techniker und Teil der Lower Decks, also jener Crew, die die täglich anfallenden Aufgaben übernimmt und Heldentaten normalerweise anderen überlässt. Ihr ahnt es schon: das ist Carter offenbar nicht vergönnt. Prominenter Besuch an Board ist Botschafter Spock. Der soll die Verhandlung zwischen zwei Völkern leiten, die offenbar kurz vor einem Krieg stehen und nicht Teil der Föderation sind.
Mehr will ich von der Geschichte eigentlich nicht verraten, denn sie das wesentliche Element des Spiels. Unser Handeln beschränkt sich auf Dialoge, Rumlaufen, gelegentlichen Einsatz von Tricorder oder Phaser – und Quick-Time-Events. Dann dürfen wir auch mal den (nicht existierenden) Steuerknüppel an Board eines Shuttles ergreifen und durch Anomalien und Asteroiden navigieren. Das wäre eigentlich ziemlich einfach, wäre die Steuerung nicht so unerträglich zäh und langsam, dass jeder Commodore C64 flüssigere Flugmanöver berechnen könnte. Wenigstens behält man diese träge, zeitlupenhafte Bedienung konsequent durch das ganze Spiel bei. So bewegen sich Rydek und Diaz im Zombie-Stil durch die Handlung. Ihr seht schon, worauf ich hinauswill: das Gameplay ist ziemlicher Mist.
Allerdings ist die Geschichte spannend, abwechslungsreich und toll inszeniert. Besonders die beiden Blickwinkel auf die Handlung sind gut gelungen. Spannende Geschichten erzählen können die Ex-Telltale-Mitarbeiter halt, nur eben von guten Spielmechaniken haben sie keine Ahnung.
Ist Star Trek: Resurgence nun spielenswert? Ich möchte es mal so ausdrücken: Trekkies haben schon weitaus schlechtere Spiele ertragen müssen. Wenn man seinen Anspruch an spielerische Herausforderungen auf ein Minimum zurückschrauben und sich mit den Quick-Time-Mist arrangieren kann, dann wird man doch erstaunlich gut unterhalten. Wer dagegen kein Trekkie ist, sollte um das Spiel einen großen Bogen machen. Es wird niemanden zum Fan von Roddensberry’s Universum machen…
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