Ein gemeinschaftlicher Beitrag von Frank und Rainer
Heute kann ich mit Sportspielen nichts mehr anfangen. In den 80ern waren sie aber ein stetiger Begleiter. Vor allem die Spiele von Epyx branden sich in unsere Erinnerung ein. Winter Games spielte in Eis und Schnee, mei war des schee!
Natürlich hat auch unser Hund die Anleitung gefressen, weshalb wir uns mühsam die Bedienung selbst herausfinden müssen. Joystick-Rütteln war zwar meist die Antwort, in welche Richtung und in welchem Rhythmus aber unklar. Manchmal halfen aber auch die Kumpel am Schulhof weiter, was so ziemlich die einzige Informationsquelle bei uns auf dem Land war. Es gab zwar auch Zeitschriften wie ASM oder PowerPlay mit Tipps & Tricks, allerdings nicht im Laden vom Oma Lutz (unsere Tante Emma) im Dorf. Wollte man so ein Heft, dann musste man gut 30 km in die nächste größere Stadt radeln (und anschließend zurück).
Das war mir immer viel zu weit und ich habe mir daher lieber alles selbst erarbeitet und das Taschengeld bei Oma Lutz in Drops und Schokolade investiert. So konnte ich mir das Scheitern beim Rodeln oder Skispringen wenigstens versüßen. Die Winter Games haben natürlich mehre Disziplinen, die sich alle unterschiedlich spielten. Der Unterschied bestand, wie gesagt, im der Art und Weise wie man den Joystick hin und her bewegte und wann man das Knöpfchen drücken musste. Es kam also in erster Linie auf das richtige Timing an. Das bestimmte auch die Schwierigkeit der Disziplinen. Manche waren eher leicht, andere erforderten wahre Joystick-Meister. Zwischen drin lag kaum eine Sportart. Lust oder Frust, leicht oder schwer – offenbar war dass das Motto der Entwickler in den 80ern.
Ich hatte ja von Anfang an einen Competion Pro und daher Qualität in den Fingern. Frank hatte da weniger Glück, wie er nun zu erzählen weiß. Winter Games habe ich geliebt, besonders wenn die Kumpels rüber kamen und wir gemeinsam um die Wette gerüttelt haben. Mir hat es vor allem der Eisschnelllauf angetan, denn dessen Steuerung habe ich bis zur Perfektion beherrscht. Das gefiel natürliich meinen Freunden nicht so gut und so wurden meist andere Disziplinen gerüttelt. Jedenfalls solange bis der Joystick zu gnarzen begann und schließlich das Gehäuse gebrochen ist. Dann hatte der Spieler plötzlich zwei Teile in der Hand und das Spiel verloren.
Ich durfte dann bei Papa um den Kauf eines neuen Joysticks betteln. Wie oft habe ich mir da einen Competion Pro gewünscht. Papa meinte aber, der wäre viel zu teuer. Also kaufte er immer diesen Billigschrott für 10, 15 Mark, dessen Namen ich inzwischen vergessen habe. Von dem gab es dann auch mal einen Doppelpack für 20 Mark, den mein Papa drei, vier mal besorgte. Mathe war nie die Stärke meines alten Herren, denn sonst wäre im vielleicht aufgegangen, dass da vielleicht der Competion Pro im Ende deutlich günstiger gewesen wäre.
Irgendwann wollte er dann wissen, was für die kaputten Joystick verantwortlich war. Er meinte, ich würde nur mehr einen neuen Joystick bekommen, wenn ich ihm dafür die Disketten mit Summer und Winter Games gebe und die somit nicht mehr spiele. Habe ich natürlich gemacht, aber vorher eine Sicherheitskopie angefertigt. Bin doch nicht blöd. Bevor mir dieser Joystick aber kaputt gehen konnte, verabschiedete sich mein Brotkasten. Zu Weihnachten hat mir meine Oma dann ein SNES geschenkt und damit meine Heimcomputertage beendet.
Was Frank nicht wusste: Winter Games ist auch für das NES in Japan erschienen. Es war eines der Spiele, die auf Diskette für das Famicom Disk System veröffentlicht wurden. Damit hat es dort ein sehr elitäres Publikum erreicht. Ob davon jemals mehr als zwei Disketten existierten, ist unklar.
Zum Abschluss habe ich mir überlegt, welche Disziplin ich geliebt und welche ich gehasst habe. Das habe ich natürlich auch Frank gefragt. Seinen Liebling hat er ja oben schon verraten: Eisschnelllauf. Bei mir war es Biathlon, die mit Abstand schwerste Disziplin. Nicht das ich die besonders gut beherrschte, aber die Kombination aus Langlauf und Schießen und damit zwei unterschiedliche Spielmechaniken glich das aus. So stand da der Gewinner selten im Voraus fest.
Was wir beide gehasst haben: Skispringen, natürlich. Das war mit Abstand die beliebteste Disziplin in unserer beider Freundeskreise, weil alle anderen darin einigermaßen gut waren, Frank und ich aber ständig auf die Schnauze vielen…
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