Evercade Alpha und Reforged

Neue Hardware ist eine tolle Sache. Be3im Auspacken fühlt man sich wieder wie ein kleiner Junge und ist freudig der Erwartung technischer Spielereien. Bei Evercade liegen aber Lust und Frist in unmittelbarer Nachbarschaft, manchmal sitzt das eine sogar auf dem Schoß des anderen. Was ich damit meine: Die QA-Abteilung bei Blaze scheint große Spielräume für akzeptable Qualität zu kennen. Das ist ziemlich schade, suggerieren doch die Preise eher das Gegenteil. Aber hey, wenn sich Schrott zu Mondpreisen verkaufen lässt, weil Idioten wie wir sie bezahlen, wer kann es dem Unternehmen verübeln. Ja, okay das war schon sehr überspitzt ausgedrückt, denn die Produkte von Blaze sind trotz mancher Mängel alles andere als Schrott.

Evercade Alpha

Aber fangen wir den Reigen neuer Hardware doch gleich mit dem Elefanten im Zimmer an. Gemeint ist natürlich das Evercade Alpha, ein Arcade Cabinet für den Schreibtisch. Das gibt es in zwei Geschmacksvarianten, die ich mal liebevoll „Auf’s Maul“ und „Hüü-Hüpf“ getauft habe. Erste Variante bringt, mein kreativer Name lässt es unschwer erahnen, Street Fighter von Capcom in unzähligen Variationen auf den Tisch. In letzterer hüpft RETROman, sorry Megaman von Plattform zu Plattform und vaporisiert Pixel. Man steht also erstmal vor der Qual der Wahl, denn beide Dinger wird man sich wohl kaum leisten können/wollen. Wäre schön, würde Blaze die beiden Sammlungen auch auf einer Cartridge veröffentlichen, dann würde sich das Dilemma wohl erübrigen. Auch könnte man diese Spiele dann auch auf Heimkonsole und/oder Handheld spielen, würde also sicher ein paar Kopien extra verkaufen.

Wir mussten uns nicht entscheiden, denn bei uns trudelten beide Geräte ein. Allerdings hat sich jeder von uns ein Cabinet angesehen. Ich habe „Auf’s Maul“ bekommen. Da es aber qualitative Unterschiede von Gerät zu Gerät geben kann, hat sich John die Verarbeitung und Technik beider Exemplare angesehen. Gravierende Mängel konnte er nicht feststellen, allerdings knarzte bei „Hüü-Hüpf“ der Stick und bei „Auf’s Maul“ klapperten die Zähne, äh Knöpfe. Außerdem sitzt die austauschbare Blende bei meinem viel zu locker, während sie sich beim Megaman nur mit größerer Kraftanstrengung austauschen lässt. Blaze, wie wäre es mit dem Mittelweg bei allen Geräten? Hinter der Blende sitzt übrigens eine Beleuchtung, die besonders gut zur Geltung kommt, wenn es im Raum etwas duster ist. Das empfiehlt sich ohnehin, denn der verbaute Bildschirm lässt etwas an Leuchtkraft vermissen und spielgelt zudem sehr. Jedenfalls, wenn man die Schutzfolie wie ich nicht ablöst. Ist die weg, spiegelt es zwar immer noch, wenn eine Lichtquelle diesen indirekt oder direkt anstrahlt, aber nicht mehr, als man es von den meisten Laptop-Bildschirmen auch kennt.

Auf der Rückseite findet man einen USB-C-Anschluss für Lebenssaft, auf der Vorderseite zwei USB-A-Anschlüsse für Kontrolle und zwei Schächte für Module. Dort lassen sich alle Evercade-Cartridges einstecken und so das Spieleangebot erweitern. Für die meisten Spiele braucht man aber definitiv ein Gamepad, denn die Arcade-Steuerung hat ihre Beschränkungen. Wenn man zu zweit spielen will, dann geht das ohnehin nur mit Gamepads, denn die Verwendung des verbauten Sticks blockiert die Sicht auf den kleinen Bildschirm für Spieler zwei. Und einen HDMI-Anschluss für den Fernseher lässt das Evercade Alpha leider vermissen. Der Bildschirm hat eine Diagonale von 20 cm und ein Verhältnis von 4:3. Die Auflösung ist für meinen Geschmack zu gering, aber da die meisten Spiele nicht mal ansatzweise an diese herankommen, ist sie ein akzeptabler Kompromiss. sonst würde die Darstellung zu grob und verwaschen.

Bliebe noch die Frage zu klären, ob das was man da bekommt den Preis gerecht wird. Die Antwort ist: eher nicht. Für den Preis bekommt man von anderen Herstellern deutlich höherwertigerer Komponenten, die auch strengeren Kontrollen der QA-Abteilung unterliegen. Da aber bei Blaze die Preise grundsätzlich eher steigen als fallen, sollten Fanboys und – girls besser gleich zuschlagen. Alle anderen werden sich sowas wohl ohnehin nicht ins Wohnzimmer stellen.

Evercade EXP-R und VS-R

Etwas länger gibt es die Neuauflagen von Handheld und Wohnzimmer-Konsole. Neu ist die dunkle Farbgebung und der Umstand, dass man billigere Komponenten zu deutlich höherem Preis verkauft. Also Win für Blaze und Loose für die Kunden. Verlieren tut man aber nicht nur bei der Qualität, sondern auch beim Lieferumfang. Die festverbauten Spiele von Capcom sind im Evercade EXP-R Handheld nämlich gestrichen worden. Stattdessen bekommt man mit beiden Konsolen lediglich die Cartridge mit Tomb Raider 1-3, also ganze DREI Spiele. Beim Handheld hat man außerdem die HDMI-Schnittstelle gestrichen. Man kann ihn also nicht mehr an den Fernseher anschließen. Wer das will, der muss zwangsweise zur Evercade VS-R greifen und auf Mobilität verzichten. An dieser hat Blaze wenig verändert, sieht man mal von Farbe und einigen Chips ab, die durch neuere und billiger herzustellende Varianten ersetzt wurden. Davon merkt man beim Spielen freilich nichts.

Preislich scheinen die neuen Konsolen im Handel günstiger als ihre Vorgänger zu sein. Rechnet man aber alles auf (insbesondere der geringere Lieferumfang an Spielen), stellt man schnell fest, dass die Dinger tatsächlich deutlich teurer geworden sind. Einzig das neue Gamepad ist von gleicher Qualität und wird auch zum gleichen Preis als der Vorgänger verkauft. Da aber hier eh schon eingespart wurde was einzusparen war, verwundert das auch nicht.

Auch hier gibt es von Gerät zu Gerät starke qualitative Mängel festzustellen. So knarzte das Gehäuse beim EXP-R bei mir, bei unserem Freund Poldi von Pixelbeschallung war die Hintergrundbeleuchtung des Geräts in manchen Bereichen des Bildschirms unzureichend. Außerdem klickten und klackerten die Knöpfe bei ihm sehr laut und in unterschiedlichen Tonlagen. Das nervt natürlich. Bei mir trat das nur bei zwei Knöpfen auf, die Ausleuchtung meiner Schirms war gleichmäßig (aber viel zu schwach).

Das Fazit

Guten Gewissens kann ich die neuen Evercade-Produkte wohl keinem empfehlen. Qualität und Preis liegen einfach viel zu weit auseinander. Fans, die dem Sammeltrieb verfallen sind, wird das wohl kaum stören und die neue Hardware vermutlich bereits bei ihnen eingetroffen sein. Wer mal das eine oder andere alte Spiel spielen will, sich aber nicht mit Emulatoren und anderen Dingen abmühen mag, dem rate ich zum Evercade VS-R. Das macht von allen noch den solidesten Eindruck und der Preis geht noch am ehesten in Ordnung.

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