Uncle Chop ist tot und vererbt uns sein Raketenfachgeschäft. Also schnappen wir uns den Schraubenschlüssel und bringen den Laden wieder in Schuss. Qualifikation? Drauf geschissen, wie schwer kann es schon sein?! Leicht jedenfalls nicht, wie wir schon nach den ersten Spielminuten feststellen werden. Uncle Chop’s Rocket Shop ist ein Puzzle- und Rätselspiel. Cosy geht es hier aber ganz und gar nicht zu, denn neben einem furchterregenden Boss sitzt uns auch die Zeit im Nacken. Die ist ein rares Gut, also immer viel zu knapp. Spätestens wenn wir mal ein Bömbchen entschärfen müssen, sollten wir den gnadenlos tickenden Timer besser nicht aus den Augen lassen.

Aber soweit sind wir noch nicht,. Zunächst will der liebe Onkel bestattet werden. Also schmeißen wir seinen rottenden Kadaver in einen Kühlschrank und schießen in auf den Mond, äh ins All. Auf das er andere Aliens mit seiner Verwesung belästigen ,möge. Ihr findet das ziemlich pietätlos? Nun, dann seit ihr hier im falschen Spiel. Derber Humor zeichnet Uncle Choop’s Rocket Shop nämlich aus. Dazu gesellen sich skurile Aliens, die aber auch einer Fabel entsprungen sein könnten und Aufgaben, die die grauen Zellen ordentlich fordern.

Das ganze präsentiert sich in einem netten, gezeichneten Grafikstil. Da gibt es nichts auszusetzen. Beim Sound leider schon. Irgendjemand fand es wohl eine gute Idee nicht nur die Sprachausgabe einzusparen, sondern auch jedes aufpoppende Wort durch ein nerviges Geräusch zu unterlegen. Leute, was soll der Scheiß? Sowas war schon anno 1982 eine Zumutung für die Ohren, anno 2024 ist es ein Verbrechen an meinen Gehörgängen. In Optionsmenü findet sich im Register Audio aber ein Schieberegel mit Namen „Murmeln“. Der ist tatsächlich für das nervige Piepsen zuständig und deshalb direkt auf Null gestellt. So kommen dann die anderen Geräusche und die Musik endlich auch zur Geltung. Die sind nämlich durchaus nett anzuhören. Hätte man sich darauf beschränkt, hätte ich am Ton wirklich nichts auszusetzen.

Die Lokalisierung der Texte ist ganz ordentlich. An ein paar Stellen ergaben die Sätze aber keinen Sinn und einmal war die Antwort in einem Dialog vertauscht. Da die Zeilen direkt aufeinander folgten, ist das wohl zu verschmerzen. Ansonsten spielt halt auf Englisch, wo es den Textdreher nicht gibt. Zweimal ist mir das Spiel abgeschmiert. Ich landete direkt auf dem Desktop, ohne eine Fehlermeldung. Beide male funktionierte das Spiel aber beim Neustart an dieser Stelle. Sie waren also nicht reproduzierbar. Offenbar ist sich der Entwickler aber der Probleme bewusst, denn fast täglich gab es vor dem Release kleinere Updates. Neben den erwähnten Problemen sind uns aber keine größeren Bugs aufgefallen und der gute Support durch den Entwickler ist doch sehr positiv. Es soll wohl aber auch ein paar Rätsel gegeben haben die nicht lösbar waren. Davon haben wir nichts mitbekommen. Vermutlich war man da mit Nachbessern schneller als wir mit dem Lösen der Rätsel. Wir dürften wohl so gut zwei Drittel des Spiels durch haben und das war alles spielbar. Hier und da waren aber mehrere Anläufe erforderlich, weil einfach unsere grauen Zellen mit dem Tempo des Spiels inkompatibel waren. Man wird halt nicht jünger…

Übrigens will das Spiel auch unseren inneren Sternekoch erwecken und lässt uns Donuts frittieren und bestreuseln. Lecker. Das spielt sich dann eher als Geschicklichkeitseinlage. Entspannt ist das aber auch nicht, weil auch hier die Zeit den Rahmen setzt. Klar, ma will ein herausforderndes Spielerlebnis bieten. Mit etwas entspannterem Gameplay wäre das aber auch gewährleistet gewesen.

Ich würde mich mal aus dem Fenster lehnen und sagen das Uncle Chop’s Rocket Shop zu den schwereren Denkspielen gehört. Einsteiger sind also eher nicht die Zielgruppe und Gelegenheitsspieler wird der Zeitdruck eher frustrieren. Logisches Denken und hohe Frusttoleranz verlangt einem das Spiel in jedem Falle ab. Wer die aber mitbringt, den erwartet ein nettes Spiel für Zwischendurch.

Meine Meinung

Derber Humor, abgedrehte Grafik und anspruchsvolle Rätsel – all das liebe ich. Möchtegern-Sprachausgabe dagegen überhaupt nicht. Wenn man schon kein Geld für Sprecher ausgeben will, dann sollte erst recht keines dafür in die Hand genommen werden. Ich bin nun unschlüssig, ob ich Uncle Chop’s Rocket Shop überhaupt jemanden empfehlen kann und soll. Schließlich ist es bei weitem nicht der Einzige Vertreter seiner Zunft und andere verfolgen einen runderen und vor allem zugänglicheren Ansatz. Wäre schön, wenn es eine Demo geben würde, dann könntet ihr euch einfach selbst einen Eindruck verschaffen. Leider bietet der Entwickler aber keine an.